CfP Fritz Hüser Sommerakademie 2022 »Life Writing und Deindustrialisierung«

18.–20. Juni 2023, Sydney (Nova Scotia, CA)

Im Kontext des internationalen Forschungsverbunds »Deindustrialization and the Politics of our Time« (DePOT) richtet das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt vom 18.–20. Juni 2023 ein transnationales Summer Institute zum Thema »Life Writing und Deindustrialisierung« aus. Junge Wissenschaftler:innen in der Studienabschlussphase, Promovierende und Post-Docs aus allen Geistes- und Gesellschaftswissenschaften sind eingeladen, über eigene Zugriffe auf das Thema miteinander und mit international etablierten Expert:innen zu diskutieren. Das Summer Institute ist ein auf intensiven Austausch setzendes Format. In Form von Impulsvorträgen stellen die Teilnehmer:innen ihre Forschungsvorhaben und -fragen im Plenum vor, zudem werden in kleineren Gruppen eigene Texte der Teilnehmer:innen oder von ihnen ausgewähltes, für ihre Projekte einschlägiges Material diskutiert.

Life Writing als lebensgeschichtliches Erzählen umfasst so unterschiedliche autofiktionale und faktuale Genres wie Autobiographien, Biographien, Essays, Tagebücher, Briefe, Notizen, Instagram-Posts, -Stories und Reels, Tweets, Interviews, Songs oder Dokumentarfilme. Dass die Nutzung sozialer Medien zur Zunahme von Life Writing geführt hat, ist eine Vermutung, die überprüft werden sollte. Spätestens seit dem Erfolg von Didier Eribons »Retour à Reims« (2009) und seinen Übersetzungen ins Deutsche (2016) und Englische (2018) hat jedoch Life Writing zweifelsohne zumindest im europäischen Kontext Konjunktur; und die autofiktionalen/ autobiographischen Texte von Vorläufer:innen wie Tove Ditlevsen in Dänemark, Annie Ernaux in Frankreich (die auch die Genrebezeichnung I‘auto-socio-biographie geprägt hat) oder Stuart Hall in Großbritannien bürgen für die Literarizität des Genres und reflektieren stets ihre eigene Erzählhaltung und die Position der Erzählstimmen in der Diegese wie der historisch-subjektiven Verortung des Erzählens. Alle diese Texte machen aber auch auf die Intersektionalität von sozialer und ethnischer Herkunft, Alter, Geschlecht etc. aufmerksam und auf die mit ihnen zusammenhängenden Formen von Benachteiligung. Nicht zuletzt handeln sie aber auch von lebensweltlichen Verunsicherungen, Umbrüchen, beruflicher Umorientierung, Freiheitsversprechen, Erwerbslosigkeit oder Armut, die teils auf Deindustrialisierungsprozesse zurückführbar sind.

Unter anderem vor diesem Hintergrund, aber auch vor dem Hintergrund der vielen Life Writing-Dokumenten von unten, die im Kontext von Deindustrialisierungsprozessen verortbar sind, sollen im Rahmen der Sommerakademie Fragen nach Ausformungen, Manifestationen, Ästhetiken, Stilen, Rhetoriken und Poetiken des Life Writing und nach ihrem Zusammenhang mit Deindustrialisierungserzählungen gestellt werden; aber auch Fragen nach Life Writing als kulturelle, ästhetische und symbolische Praxis oder Erkenntnisform, die dominante oder sogenannte subalterne bzw. eher verborgen gebliebene Aspekte subjektiver Deindustrialisierungserfahrungen bereithält und reflektiert.

 

Mentor:innen

Diese Sommerakademie ist ein mehrsprachiges Format. Bei der Zusammensetzung der Mentor:innen wird auf die sprachlichen Bedürfnisse der Stipendiat:innen geachtet.

 

Stipendien

Das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt vergibt max. acht Stipendien in Höhe von 2.000,- Euro, woraus auch die anfallenden Kosten für Reise und Verpflegung abgedeckt werden sollten. Die Kosten für die Unterbringung trägt der Forschungsverbund DePOT.

 

Arbeitssprache

Arbeitssprache ist in den Plenumssitzungen Englisch, Bewerbungen sind jedoch in allen Sprachen sehr willkommen.

 

Bewerbungen

Bewerber:innen werden gebeten, bis zum 15. November 2022 eine kurze Skizze ihres Projektes (max. 1800 Zeichen inkl. Leerzeichen) und einen knappen Lebenslauf (max. 2 Seiten) an Iuditha Balint (ibalint@stadtdo.de) zu senden. Die Auswahl der Stipendiat:innen trifft ein Über das Ergebnis des Auswahlverfahrens werden die Bewerber:innen bis spätestens zum 15. Dezember 2022 informiert.

 

Organisation

Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt: www.fhi.dortmund.de

Deindustrialization and the Politics of our Time: deindustrialization.org

 

Kontakt

Dr. Iuditha Balint: ibalint@stadtdo.de