BEWERBUNGSAUFRUF

DEINDUSTRIALISIERUNG UND DIE POLITIK DER GEGENWART: RESIDENZKÜNSTLER:INNEN-PROGRAMM

THEMENSCHWERPUNKT: SCHLIEßUNGEN IM INDUSTRIELLEN SEKTOR (2 STELLEN – 2022-23)

Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen race, gender und Klasse in deindustrialisierten, proletarischen Gegenden, steht seit dem Brexit, der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und dem Aufstieg des Rechtspopulismus in Kontinentaleuropa wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit. Diese Ereignisse haben zu Debatten und Mutmaßungen über die Ursachen und den Entstehungszeitraum der aktuellen sozialen und politischen Umwälzungen geführt, aber nur wenig nachhaltige Forschung über die „Zurückgelassenen“ mit sich gebracht.

Die Forschungspartnerschaft des KFFSG für das Forschungsprojekt „Deindustrialisierung und die Politik der Gegenwart“ (DePOT) ist auf 7 Jahre angelegt. Das Projekt ist im Zentrum für Oral History und digitales Storytelling der Concordia Universität angesiedelt und bringt 36 Partner:innenorganisationen aus sechs Ländern in Westeuropa und Nordamerika zusammen: Deutschland, Frankreich, Italien, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten und Kanada. Dabei werden die historischen Wurzeln der Deindustrialisierung und die damit verbundenen lebensgeschichtlichen Erfahrungen der betroffenen Menschen untersucht. Die politischen Reaktionen auf diese Entwicklung sind ebenfalls Gegenstand des Projekts. Eine der wichtigsten öffentlichen Veranstaltungen über die Ergebnisse des Forschungsprojekts wird eine Multi-Site Ausstellung zum Thema Deindustrialisierung und die Politik der Gegenwart sein.

Das Residenzkünstler:innen-Programm (RK) von DePOT fördert die kreative Auseinandersetzung mit den historischen Wurzeln und den lebensgeschichtlichen Erfahrungen der Deindustrialisierung. Wir sind an Vorschlägen interessiert, die in den darstellenden, kreativen und bildenden Künsten angesiedelt sind, ihre Wurzeln in deindustrialisierten Gebieten in Italien, Frankreich, Deutschland, im Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten oder Kanada haben und sich mit den Auswirkungen und Folgen von Bergwerk-, Fabrik- und Industrieschließungen befassen. Das Programm lädt Künstler:innen aus Basisbewegungen, aus durch Rassismus geprägten und marginalisierten Gemeinschaften in deindustrialisierten Gegenden ein, sich an unserer mehrjährigen, interdisziplinären und transnationalen Partnerschaft zu beteiligen.

Das DePOT RK-Programm lädt zur Einreichung von Bewerbungen für zwei einjährige Stipendien (September 2022 – August 2023) ein. Der Schwerpunkt liegt auf den sozioökonomischen Auswirkungen industrieller Schließungen. Bewerben können sich sowohl einzelne Künstler:innen als auch Künstler:innenkollektive. Das Stipendium in Höhe von 8.000 CAD wird in zwei Raten ausgezahlt, wobei die zweite Rate am Ende des Projekts gezahlt wird, wenn die Arbeit auf der Projektversammlung im Juni 2023 vorgestellt wird. Je nachdem, wo sich die Stipendiat:innen befinden, werden wir sie bei der Anwerbung zusätzlicher externer Fördermittel oder Sponsor:innen für die Kunstprojekte unterstützen und ihre Arbeit auf unterschiedliche Art und Weise fördern (einschließlich der Transkription von Oral-History-Interviews, falls erforderlich). Von den Stipendiat:innen wird erwartet, dass sie sich an den DePOT-Ethikrahmen halten und an der Konferenz im Juni 2023 in Montreal, Kanada, teilnehmen. Die Kosten für die Teilnahme werden übernommen.

Die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit werden sowohl in der Heimatgemeinde der Künstler:innen als auch bei der DePOT-Projektversammlung und/oder im Rahmen eines thematischen Workshops, sowie auf der DePOT-Website und in der Buchreihe präsentiert und möglicherweise in die Multi-Site Abschlussausstellung mit einbezogen. Je nach Art der kreativen Arbeit ist es sogar möglich, dass ein Teil dieser künstlerischen Arbeit bei verschiedenen Projektpartner:innen gezeigt wird.

Teilnahmeberechtigung und Ablauf

Die Künstler:innen sollten nachweislich Erfahrung mit Community-Arbeit haben. Die vorgeschlagenen Projekte sollten eine nachvollziehbare Verbindung zu Communitys haben, die von der Deindustrialisierung betroffen sind. Sie sollten idealerweise ästhetische Formen, Themen und Probleme reflektieren, die die Erfahrung dieser Communitys mit der Deindustrialisierung, insbesondere mit industriellen Schließungen, zum Ausdruck bringen. Kandidat:innen mit einer nachgewiesenen und fortdauernden Verbindung zu deindustrialisierten Communitys werden bevorzugt. Die Vorschläge sollten in der darstellenden, kreativen oder bildenden Kunst angesiedelt sein. Projekte, die interdisziplinäre, multidisziplinäre oder integrierte Kunstansätze verfolgen, sind jedoch willkommen. Künstler:innen, die eine Bewerbung für das RK-Programm in Erwägung ziehen, werden dringend gebeten, sich mit deindustrialization@concordia.ca in Verbindung zu setzen (im Betreff bitte „Bewerbung Residenzkünstler:in“ angeben), um die Eignung ihres Vorschlags für das DePOT-Projekt zu besprechen.

Bewerbungsfristen und Dauer der Förderung

Juni 2022 für Projekte, die zwischen September 2022 und August 2023 umgesetzt werden.

Die Antragsteller:innen werden bis Mitte Juli über die Entscheidung des Auswahlausschusses informiert.

Auszahlung

Die bewilligten Gelder werden in zwei gleichen Teilbeträgen ausgezahlt. Die erste Zahlung erfolgt nach Unterzeichnung eines Akzeptanzvertrags, die zweite nach Einreichung eines Abschlussberichts und nach der Vorstellung bei der Projektversammlung.

Gesuchsunterlagen

Bitte beschreiben Sie Ihr Projekt unter Berücksichtigung der nachstehenden Rubriken und der angegebenen Höchstzahl an Wörtern:

  1. Titel und kurze Beschreibung des vorgeschlagenen Projekts (maximal 1/4 Seite).
  2. Kurzer Lebenslauf der beteiligten Künstler:innen (maximal 3 Seiten).
  3. Detaillierte Beschreibung des vorgeschlagenen Projekts (max. 3 Seiten) einschließlich Ziele, Ergebnisse und mögliche positive Auswirkungen des Projekts, sowie eine Liste und/oder Beschreibung der vorgesehenen Teilnehmer:innen aus der betroffenen Gegend bzw. Community.
  4. Relevanz des vorgeschlagenen Projekts für die Forschung über industrielle Schließungen und vor allem für das DePOT-Partnerschaftsprojekt im Allgemeinen (maximal 1 Seite).
  5. Künstlerischer Wert des vorgeschlagenen Projekts (maximal 1 Seite) unter Berücksichtigung der eigenen professionellen Entwicklung.
  6. Ein Zeitplan für die Durchführung des Projekts (max. 1 Seite) mit Angabe aller wichtigen „Zwischenziele“, die während der Projektlaufzeit erreicht werden sollen.
  7. Einen detaillierten Kostenplan, in dem Ausgaben und Einnahmen aufgelistet sind und der alle beantragten oder erwarteten Mittel aus anderen Quellen enthält.

Entscheidungsfindung

Folgende Kriterien sind für die Entscheidungsfindung ausschlaggebend:

  • 40 % – Verankerung des Projekts in einer deindustrialisierten Community und Berücksichtigung der Forschungs- und Gesamtziele der Forschung rund um das Thema „Industrielle Schließungen“ und des DePOT-Projekts. Das beinhaltet, dass das Konzept der Koproduktion von Wissen bzw. der shared authority miteinbezogen wird, deindustrialisierte und postindustrielle Communitys eingebunden werden und dass das Projekt lokale und transnationale Debatten verbindet.
  • 40 % – die künstlerischen und sozialen Auswirkungen des Projekts, einschließlich seines Potenzials für künstlerische Innovation und Wachstum, sowie die positiven Auswirkungen auf die Künstler:innen und die involvierte(n) Community(s).
  • 20 % – die Qualität und Sorgfalt hinsichtlich der Gesamtplanung und -konzeption des Projekts, einschließlich Präsentation, Hintergrundrecherche, kulturelle Kompetenzen, Zeitplan, Ergebnisse, Budgetierung, Ressourcenmanagement usw.

Die ausgefüllten Antragsformulare können per E-Mail an folgende Adresse geschickt werden: deindustrialization@concordia.ca (in der Betreffzeile bitte „Bewerbung Residenzkünstler:in“ angeben). Englisch- oder Französischkenntnisse sind erforderlich. Wir möchten die interessierten Künstler:innen ermutigen, ihre Bewerbungen auf Englisch oder Französisch einzureichen, akzeptieren aber auch Bewerbungen auf Deutsch oder Italienisch.

Die Vorschläge werden von einem Auswahlgremium begutachtet, das sich aus DePOT-Mitgliedern zusammensetzt. Dazu gehören die Co-Vorsitzenden des RK-Ausschusses und ein/e Repräsentant/in der Themeninitiative. Das RK-Auswahlgremium kann, wenn notwendig, externen Rat einholen.

Die Antragsteller:innen können auch zusätzliches Material wie Fotos, Zeitschriften- oder Zeitungsartikel, Rezensionen über ihre Arbeit usw. digital einreichen.

Der Bewerbungsaufruf ist auch im PDF-Format auf EnglischFranzösisch, Italienisch und Deutsch verfügbar.