Seana Irvine macht momentan ihren PhD in Interdisciplinary Social Research an der Universität Trent, wo sie erforscht, wie postindustrielle Landschaften umgenutzt werden können, um integrativere Städte zu schaffen. Sie hat einen Bachelorabschluss in Environmental and Resource Studies (Universität Trent) und einen Masterabschluss in Environmental Studies & Planning (Universität York). 

Auf beruflicher Ebene hat sie Erfahrung mit Community-basierten, partizipativen Gestaltungs- und Beteiligungsprozessen, die lebendige öffentliche Räume schaffen und Communitys stärken. Seana verbrachte einen Großteil ihrer Karriere mit der Umwandlung des Don Valley Ziegelwerks in Toronto von einer stillgelegten Ziegelfabrik und Industriebrache in ein preisgekröntes Schaufenster für Innovation und Nachhaltigkeit. Als Teil des Gründungsteams des Projekts hatte Seana das Privileg, das ursprüngliche Besucher:innenprogramm zu entwerfen, das dem Publikum das industrielle und ökologische Erbe des Standorts näherbringen sollte. Letzteres auf angemessene Art und Weise zu würdigen ist Bestandteil unserer Ambitionen, denn dadurch kann ein nachhaltiger Campus erschaffen werden. Zentraler Bestandteil dieses Prozesses war ein Verständnis für die Geschichten der Arbeiter:innen zu entwickeln. Das beinhaltete auch die Produktionsprozesse in der Ziegelherstellung und die externen Kräfte, die zur Schließung der Fabrik führten, zu verstehen, genauso wie den anschließenden Kampf um das Land. 

Seanas Arbeitserfahrung ist vielfältig: Von der Leitung kohlenstoffarmer Sanierungesprojekte über die Gründung sozialer Unternehmen und die Stärkung sozialer Innovationsnetzwerke auf lokaler und internationaler Ebene bis hin zu Führungspositionen in unternehmerischen Non-Profit-Organisationen wie Evergreen und dem Centre for Social Innovation. 


Forschungserklärung
 

In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts begannen verschiedene postindustrielle Städte neue Formen der wirtschaftlichen Entwicklung zu erkunden, die darauf ausgerichtet waren Industrielandschaften umzugestalten, um sie in wirtschaftliche und kulturelle Zentren zu verwandeln. Die Umgestaltung dieser Landschaften bietet den Städten die Möglichkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt zu verbessern, private und öffentliche Investitionen zu fördern und Arbeitsplätze für Fachkräfte zu schaffen. Die physische und wirtschaftliche Umwandlung ehemaliger Industrielandschaften hat jedoch auch eine Kehrseite: Die Gentrifizierung verstärkt die Klassenschranken und -trennungen und führt zur Verdrängung der dort lebenden und arbeitenden Communitys. 

Da postindustrielle Landschaften neuen Zwecken dienen, interessiert sich Seana für die Frage, wie Städte die Nach- und Vorteile dieser Sanierungsprozesse umverteilen können, und zwar sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch unter dem Gesichtspunkt der Gleichberechtigung und der sozialen Gerechtigkeit, wobei die Stimmen und Erfahrungen der dort lebenden und arbeitenden Arbeiter:innenklasse im Mittelpunkt stehen. Indem die Forschungsarbeit die neoliberale Wirtschaftsperiode zwischen 1980 und 2020 untersucht, wird sie erforschen, wie postindustrielle Sanierungsprojekte die Verdrängung minimieren und denjenigen zugute kommen können, die am stärksten von Vertreibung bedroht sind, was letztendlich dazu beiträgt, dass die Städte integrativer werden. Ihre Forschung wird die Auswirkungen und Möglichkeiten der Umnutzung deindustrialisierter Landschaften untersuchen und dabei die Art und Weise berücksichtigen, wie diese Landschaften die Spannungen und Widersprüche zwischen mobilem Kapital, Globalisierung und Gentrifizierung und den lokalen Interessen von Ort, Erbe, Community und Kultur verkörpern. 

Zu den Forschungsmethoden gehören eine vergleichende Fallstudie über postindustrielle Landschaftssanierungsprojekte in Kanada, den USA und dem Vereinigten Königreich sowie eine ethnografische Fallstudie mit Schwerpunkt auf dem Londoner Regent Canal. Seana hofft, dass dieses Projekt einen Beitrag zur Arbeit derjenigen leistet, die sich darum bemühen, dass Industriegebiete umgenutzt werden. Zudem denkt sie, dass die Untersuchung auch für Communitys von Interesse ist, die sicherstellen wollen, dass ihre Stimme, ihre Erfahrungen und ihre Möglichkeiten nicht durch diese Umgestaltungsprozesse verloren gehen.