Tom Wilson hat einen Bachelorabschluss mit Auszeichnung in Soziologie und Kriminologie von der Universität von Kent und einen Master in Soziologie (auch mit Auszeichnung) von der Universität von Manchester. Im Rahmen seiner Bachelorabschlussarbeit setzte sich Tom mit der Aneignung des öffentlichen Raums durch private Dritte auseinander, und zwar anhand einer Fallstudie über das Winter Wonderland im Hyde Park in London. In seiner Masterabschlussarbeit untersuchte er anhand des mikrosoziologischen Konzepts der persönlichen Communitys, die Auswirkungen von Covid-19 auf das informelle Sozialkapital ebenjener Gemeinschaften. Im September 2022 beginnt sein Doktorat an der Universität von Kent. Dabei wird er sich mit der nachhaltigen Industriekultur im deindustrialisierten Bezirk der Chatham Werften in Medway, England beschäftigen – ein Gebiet, das seit 1980 

eine umfassende Deindustrialisierung erlebte. Er wird sich hauptsächlich mit dem verbleibenden Industriegebiet rund um die Werft auseinandersetzen, das durch die geplante Wohnbebauung am Wasser bedroht ist, wodurch wahrscheinlich etwa 800 Industriearbeitsplätze vernichtet werden und ein lebendiges Industriegebiet dauerhaft verloren geht. Das Forschungsprojekt untersucht die Art und den Status der Industriekultur in der Region Chatham-Medway und befasst sich mit der Frage, wie die Arbeitsidentität über Generationen hinweg reproduziert wird. Tom wird vom DePOT-Mitarbeiter Tim Strangleman betreut. 


Forschungserklärung  

Sustainable Industrial Culture in a Deindustrialising District 

Das dreijährige Doktorandenprojekt untersucht verschiedene Formen der Arbeit, Arbeitskulturen und die Bedeutung der industriellen Identität zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die Chatham-Werft in der Gemeinde Medway ist das einzige Überbleibsel eines größeren Werft-, Schiffbau- und Reparaturgebiets, das auf das Jahr 1600 zurückgeht, als die Admiralität die königliche Werft gründete. Aus diesen Anfängen entwickelte sich das Gebiet zu einem riesigen Industriestandort mit Schwerpunkt auf dem Schiffbau und der damit verbundenen Schwerindustrie. Die königliche Werft beschäftigte in ihrer Blütezeit Tausende von Arbeiter:innen, wurde aber 1984 endgültig geschlossen. Ein Großteil der historischen Stätten ist heute Teil des Weltkulturerbes. Der verbleibende industrielle Teil beherbergt derzeit ca. 800 industrielle Arbeitsplätze verschiedener Art, deren Löhne deutlich über dem regionalen und nationalen Durchschnitt liegen. Die Eigentümer des Geländes haben die Erschließung des Geländes für Wohnzwecke vorgeschlagen, was den Verlust von Industriearbeitsplätzen und eines vielfältigen industriellen Produktionsgebiets bedeuten würde. Toms Dissertationsprojekt untersucht sowohl die derzeitigen Arbeitsplätze auf dem Gelände als auch die Kampagne zur Rettung der Werft. Dazu werden Interviews mit dem Management und den Arbeiter:innen in den Betrieben geführt, um die Identität und Bedeutung der Arbeit in der Region zu Beginn des 21.. Jahrhunderts zu verstehen und zu untersuchen, wie diese Identität ihre Wurzeln in der Region hat. Das Forschungsprojekt nutzt eine Mischung aus Interviews, Ethnografie, Fokusgruppen, visuellen Methoden und Archivarbeit. Die Kampagne zur Rettung von Arbeitsplätzen wird im Zusammenhang mit umfassenderen Deindustrialisierungsprozessen untersucht.