Constanze von Wrangel absolvierte ihr Masterstudium in Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Bremen. Als interdisziplinär ausgebildete Geografin und Politikwissenschaftlerin promoviert sie derzeit in Geschichte bei Professor Stefan Berger am Institut für soziale Bewegungen an der Ruhr-Universität Bochum. Bereits in ihrer Abschlussarbeit hatte sie sich bereits mit dem Ruhrgebiet und der Kreativwirtschaft in alten Industrieregionen im Allgemeinen beschäftigt und sich dabei auf unterschiedliche Governance-Ansätze fokussiert. Sie hat umfangreiche Erfahrungen in der Durchführung und Auswertung qualitativer Sozialforschung. In ihrer Dissertation erörtert sie die Möglichkeiten und Grenzen der Identitätsbildung durch regionale Kulturpolitik im Ruhrgebiet. Dabei stützt sie sich vor allem auf Oral-History-Interviews, um den „Blick von unten“ zu erforschen, d.h. die Perspektive einfacher Leute. Sie kombiniert und kontrastiert deren Vorstellungen von regionaler Identität mit den programmatischen Ansätzen von Kulturinstitutionen wie Regionalmuseen und -festivals. Constanzes Promotionsprojekt wird durch das Evangelische Studienwerk gefördert.

Forschungserklärung

Das Dissertationsprojekt „Identity building by means of regional cultural policy? Cultural policy initiatives in the Ruhr Area and their resonance in the population since 2000“ untersucht die Chancen und Grenzen der Identitätsbildung durch regionale Kulturpolitik im Ruhrgebiet.

Bis in die 1950er Jahre wurden das Ruhrgebiet und sein Image überwiegend von der Stahl- und Kohleindustrie geprägt. Die Kohlekrise (1957/58) und später die internationale Stahlkrise (ab den 1970er Jahren) brachte nicht nur eine wirtschaftliche Zäsur mit sich, sondern war auch die Frage nach einer Neudefinition der regionalen Identität auf. Mit der Internationalen Bauausstellung Emscher Park in den 1990er Jahren und dem Projekt RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas entstanden politische Strategien, die darauf abzielten, das industrielle Erbe des Ruhrgebiets für die Bildung von neuen politischen und kulturellen Identitäten zu nutzen. Heutzutage attestieren viele politische Akteur:innen, aber auch wissenschaftliche Untersuchungen im Ruhrgebiet, den kulturpolitischen Maßnahmen eine hohe identitätsstiftende Wirkung zu.

Ausgehend von vier zentralen Kulturinstitutionen des Ruhrgebiets (Ruhr Museum, Route der Industriekultur, Ruhrtriennale, Extraschicht: Nacht der Industriekultur), untersucht mein Projekt, welche regionalpolitischen Strategien und identitätsstiftenden Ziele von den verantwortlichen

Akteur:innen programmatisch verfolgt wurden. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Verflechtung von alten Industriebildern und -mythen mit zeitgenössischen Zukunftsbildern und -visionen für das Ruhrgebiet. In einem zweiten Schritt untersuche ich die

Auswirkungen und den Einfluss kulturpolitischer Strategien auf die regionalen Identitätsvorstellungen der Einwohner:innen des Ruhrgebiets. Dazu stütze ich mich auf Oral-History-Interviews mit Besucher:innen der oben genannten Institutionen und den Einwohner:innen dreier ausgewählter Stadtteile in den Städten Bochum, Essen und Dortmund. All dies führt zu weitergehenden Fragen wie die nach der Beteiligung verschiedener Bevölkerungsgruppen am regionalen Integrationsprozess und die politischen Spannungen, die sich aus ihrem Zusammenleben in der Region ergeben.