Dr. Anna Bettini ist promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterin am Calgary Institut für Geisteswissenschaften der Universität von Calgary. Ihre Forschungsinteressen umfassen Anthropologie der Energie, Umweltgeschichte, Deindustrialisierungsprozesse sowie soziale und ökologische Gerechtigkeit. Ursprünglich stammt sie aus Italien, doch sie absolvierte ihr Studium in den USA und im Vereinigten Königreich, wo sie einen B.A.-Doppelabschluss in Anthropologie und Primate Behavior & Ecology an der Central Washington Universität und ihren Masterabschluss in Sozialanthropologie an der Universität von Kent erhielt. Im Jahr 2021 absolvierte sie erfolgreich ihre Disputation in Anthropologie an der Universität von Alberta in Kanada. In ihrer Doktorarbeit mit dem Titel „Voices from a Fractured Landscape: Fracking, Senses of Places and Risks in Taranaki, Aotearoa New Zealand“ untersuchte Dr. Bettini das hydraulische Fracking in Taranaki, Aotearoa Neuseeland, um die Veränderungen und Auswirkungen zu verstehen, die die Menschen im Hinblick auf ihr Zugehörigkeitsgefühl und ihr Verhältnis zu ihrem Wohnort erfahren haben. Ihre ethnografische Studie zeigte auf, mit was für Risiken und Lebensbedingungen sich die Menschen konfrontiert sehen, die in Regionen leben, die von fossilen Brennstoffen abhängig sind und in denen neue oder unkonventionelle Extraktionsverfahren zum Einsatz kommen. Ihre aktuelle ethnographische Forschung in Kanada und Neuseeland untersucht, wie Arbeiter:innen im Zuge der Veränderungen in der fossilen Brennstoffindustrie, vor allem im Hinblick auf die Energiewende, ihre Arbeitsplätze in der Erdöl- und Erdgasindustrie verlieren.
Forschungserklärung
After oil and gas—A fairer transition for workers: A comparative study of Canada and New Zealand
Die Öl- und Gasindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Der Zusammenbruch der Ölpreise im Jahr 2020 hat bestehende Herausforderungen verschärft. Zugleich haben die verschiedenen Strategien zur Dekarbonisierung und zur Senkung der CO2-Emissionen zum Abbau von Arbeitsplätzen und zur Entlassung von Fachkräften in der Öl- und Gasindustrie geführt. In Regionen, in denen die Öl- und Gasindustrie für viele die Haupteinkommensquelle war, haben Arbeiter:innen darum gekämpft, Alternativen für ihre Zukunft zu finden, damit sie ihren derzeitigen Lebensstandard erhalten und ihre Grundbedürfnisse befriedigen können. Es braucht eine gründlichere Analyse der Herausforderungen, mit denen die Beschäftigten in der Öl- und Gasindustrie konfrontiert sind und auch darüber, welche Ausbildungs- und Berufsprogramme nötig sind, damit die aus dem Öl- und Gassektor entlassenen Fachkräfte wieder eine Arbeitsstelle erhalten. In meiner beabsichtigten Forschungsarbeit möchte ich den hier beschriebenen Prozess untersuchen, indem ich die Arbeiter:innen direkt befrage. Ich möchte wissen, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Meine Forschungsarbeit wird sich auf zwei Regionen konzentrieren: Taranaki, Neuseeland, und Alberta, Kanada, beides Gebiete, die in ihren jeweiligen Ländern Zentren der Öl- und Gasproduktion sind. In beiden Gebieten ist der Energiesektor zu einer der wichtigsten Beschäftigungsquellen geworden, insbesondere für Angehörige indigener Bevölkerungsgruppen, einschließlich Maori, First Nations und Metis. Für diese Gemeinschaften ist der Übergang zu saubereren und umweltfreundlicheren Formen der Energieerzeugung mit vielen Herausforderungen und Unsicherheiten verbunden. Mit Hilfe von In-Depth-Interviews und mündlichen Erfahrungsberichten möchte ich untersuchen, welche Weiterbildungswerkzeuge und welche professionelle Hilfsmittel für Arbeiter:innen vorhanden sind, um ihnen den Übergang zu erleichtern. Zugleich möchte ich herausfinden, was verbessert oder neu eingeführt werden könnte, um ihnen eine faire Chance auf eine Wiedereingliederung in den sich wandelnden Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Durch Gespräche mit den direkt von den Entlassungen betroffenen Menschen und mit Arbeiter:innen, die derzeit immer noch im Öl- und Gassektor beschäftigt sind, werden wertvolle Informationen und Perspektiven zu verwandten Themen wie Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und Energieethik gesammelt, die für zukünftige politische Entscheidungen von Bedeutung sein können.