Brian Rosa ist Marie-Sklodowska-Curie-Forschungsstipendiat an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universitat Pompeu Fabra (Barcelona). Seine Forschungsschwerpunkte sind die Stadterneurung im Zuge der Deindustrialisierung, Landschaften der städtischen Infrastruktur, politische Debatten über das städtische Erbe und dessen Erhaltung, Gentrifizierung, visuelle Methoden sowie die räumliche und kulturelle Politik des städtischen Wandels in Spanien, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Er hat ein MRP in Stadt- und Regionalplanung an der Cornell Universität und einen PhD in Humangeographie an der Universität von Manchester gemacht. Zuvor war er Assistenzprofessor für Stadtforschung und Geografie an der City Universität von New York und Dozent für Stadt- und Community-Studien an der Universität von Connecticut.
Rosas Arbeit in Zusammenhang mit der Deindustrialisierung konzentriert sich auf die Ideologien und Praktiken der postindustriellen Stadterneuerung und auf die Erinnerungspolitik der Industriekultur. Zu diesem Thema veröffentlichte er kürzlich „Deindustrialization Without End: Smokestackt as Postindustrial Monuments“ (GeoHumanities, 2022). Er ist Mitherausgeber des Buches „Deconstructing the High Line: Postindustrial Urbanism and the Rise of the Elevated Park“ (Rutgers University Press, 2017).


Email: brian.rosa@upf.edu

Website: http://brianrosa.net

Forschungserklärung

Post-Industrial Chimneys seen Through Urban Regeneration Imaginaries: toward a Networked GeoHumanities

Diese Forschungsarbeit untersucht die Industriekultur und die Stadterneurung in europäischen Städten, die einen Prozess der Deindustrialisierung durchlaufen haben. Vor allem die kulturellen, sozialen, räumlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf historische Arbeiter:innenviertel, Industriestädte und Stadtviertel werden erforscht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf bestimmten Elementen der Stadtlandschaft, die als vorherrschendes Symbol für industrielle und postindustrielle Ortschaften gelten: Industrieschornsteine. Ich untersuche die Wahrnehmungen von Anwohner:innen, Rentner:innen, Stadtteilaktivist:innen, politischen Entscheidungsträger:innen, Designer:innen und Investor:innen in Bezug auf den Wert von Objekten aus der industriellen Vergangenheit und auch im Hinblick auf Konzepte für den Schutz, die Wiederverwendung und/oder den Abriss von Industriestrukturen. Anhand der Schornsteine untersuche ich die mehrschichtigen Prozesse der Deindustrialisierung und der Stadterneuerung.

Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf zwei Fallstudien: Barcelona, Spanien, und Greater Manchester, England. Die Fallstudie aus Barcelona konzentriert sich auf den Umgang mit dem industriekulturellen Erbe seit den 1980er Jahren, als die Stadt damit begann, stillgelegte Schornsteine zu restaurieren und sie als Denkmäler zu erhalten, während andere Fabrikgebäude und Strukturen oft abgerissen wurden – ein einzigartiger und umstrittener Ansatz zur Erneuerung ehemaliger Industriegebiete. Neben Recherchen in Archiven und auf der Grundlage von Interviews wurden im Rahmen des Projekts fotografische und kuratorische Methoden eingesetzt. Im Mittelpunkt stand die Ausstellung „Industrial Obelisks“, die von April bis Juli 2022 im Historischen Museum von Barcelona gezeigt wurde und eine Reihe von Führungen, öffentlichen Debatten und Workshops in der Gemeinde umfasste.

Die Fallstudie für den Großraum Manchester befasst sich mit dem kulturellen Phänomen um Fred Dibnah, einen Turmarbeiter aus der Stadt Bolton, der im Vereinigten Königreich als Spezialist für den Abriss von Schornsteinen und als Verfechter der Industriekultur zu nationaler Berühmtheit gelangte. Dibnah war zwischen den 1970er und 1990er Jahren Gegenstand zahlreicher Fernsehdokumentationen. Indem ich Dibnahs Arbeit und sein öffentliches Vermächtnis, insbesondere das öffentliche Ritual des Abrissverfahrens, untersuche, versuche ich zu verstehen, wie es dazu kam, dass Industrieschornsteine in der öffentlichen Vorstellungswelt als Symbole für die industrielle Vergangenheit Nordenglands gelten.