Pascal Raggi ist Dozent an der Universität Lothringen, Forscher am Institut für universitäre Geschichtsforschung Lothringen23 und wissenschaftlicher Direktor des Museums der Geschichte des Eisens24. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in der für den Bergbau und der Stahlproduktion bekannten Gegend Pays-Haut in Meurthe-et-Moselle (Nord-Ost-Frankreich). Er ist der Enkel zweier Eisenerzbergarbeitern und Sohn eines ehemaligen Buchhalters von Lormines, dem letzten französischen Unternehmen das die lothringischen Eisenerzgruben ausbeutete. Daher war seine Familie unmittelbar mit der Geschichte der Industrie in dieser Region verbunden. Raggi wurde im Jahr 1971 geboren und erlebte den Zerfall einer alten industriellen Welt, die die kulturelle und soziale Identität der „Hommes du fer“, die sogennanten „Eisenmänner“, seit Ende des 19. Jahrhunderts stark geprägt hatte.
Seine aktuelle Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Industrie-, Bergbau- und Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Er hat vor wenigen Jahren zusammen mit François Audigier Les syndicats face à la violence militante des années 1980 ànos jours (Riveneuve, 2018) herausgegeben, La désindustrialisation de la Lorraine du fer (Éditions Classiques
Garnier, 2019) veröffentlicht und Un après-mine imprévu (PUN-Éditions Universitaires de Lorraine, 2019) geleitet.
Forschungsprojekte
– 2020-2027 : Forschungsprojekt des Kanadischen Forschungsrats für Sozial- und Geisteswissenschaften „Deindustrialisierung und die Politik der Gegenwart“ unter der Leitung von Professor Steven High (Concordia Universität Montreal).
– 2020-2022 :Beteiligung an der Erarbeitung des historischen Wörterbuchs über die französische Eisen- und Stahlindustrie Dictionnaire Historique de la sidérurgie française (DICOSID)
Der Redaktionsausschuss des DICOSID-Projekts besteht aus Éric Godelier (Polytechnische Schule), Ivan Kharaba (Hochschule François Bourdon), Philippe Mioche (Universität Aix-Marseille) und Pascal Raggi. Das Wörterbuch wird 2022 von der Presses Universitaires de Provence veröffentlicht. Es soll zu einem nachhaltigen Nachschlagewerk für all jene werden, die sich für das Wachstum und den Niedergang der französischen Stahlindustrie interessieren. Es bietet einen unkomplizierten Zugang zu den verschiedenen Facetten dieser einzigartigen Industrie. Das Wörterbuch enthält zahlreiche Einträge zum industriellen Erbe und zu industriehistorischen Denkmälern und soll den notwendigen Prozess der Denkmalpflege begleiten. Es wird 1200 Seiten umfassen und etwa 300 Einträge, von ca. fünfzig verschiedenen Autor:innen, enthalten.
– Beginn des Forschungsprojekts über die Geschichte der Arbeiter:innen großer Industrieunternehmen im 19. und 20. Jahrhundert in Frankreich: Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts war die Rolle der Arbeiter:innen für das Funktionieren der Industrieunternehmen von zentraler Bedeutung. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist das „Büro“ in der kollektiven Vorstellung des Westens zum archetypischen Arbeitsplatz geworden.
Zu Forschung über dieses Thema gehört die Arbeit in Archivsammlungen die Informationen über die großen französischen Industrieunternehmen enthalten, die für die industrielle Welt der Vergangenheit und Gegenwart von enormer Bedeutung waren/sind. Außerdem wurden Interviews mit Arbeiter:innen durchgeführt, die während den sogenannten Trente Glorieuses – den dreißig glorreichen Nachkriegsjahren – in den großen Industrieunternehmen gearbeitet haben.