Théo Georget hat seit zwei Jahren einen Doktorandenvertrag an der Universität Lothringen. Derzeit schreibt er eine Dissertation in Zeitgeschichte über die Auswirkungen der Deindustrialisierung in Longwy im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts. Er ist außerdem Dozent an der Universität Lothringen für politische Geschichte des 19. Jahrhunderts und zeitgenössische Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Nach seinem Masterabschluss an derselben Universität verbrachte er einige Jahre auf Reisen und arbeitete in verschiedenen Jobs. Es waren unterschiedliche Sachen die ihn 2018-2019 dazu brachten, ein Forschungsprojekt über die wirtschaftliche, soziale und politische Geschichte des postindustriellen Lothringens, insbesondere des Longwy-Beckens, zu entwickeln: Von der persönlichen Reflexion über den Arbeiter:innenklasse-Hintergrund eines Teils seiner Familie, bis zur Lektüre mehrerer Romane, die in postindustriellen Gegegenden spielen, und dem Aufkommen der Bewegung der „Gelben Westen“ in Frankreich.  

 
Forschungserklärung „The workers’ worlds of the Longwy basin under the test of deindustrialization (1979-2003)“ 

Die Forschungsarbeit untersucht die Folgen der industriellen Umstrukturierung, insbesondere im Hinblick auf den Niedergang der Stahlindustrie in Pays Haut und was für Auswirkungen dies auf die Realität der Arbeiter:innenklasse hatte. Letztere kennzeichnete sich durch internationale Verbindungen, die sich mehr als ein Jahrhundert lang rund um die Arbeit in der Stahlindustrie herausgebildet hatten. Ebenjene Verbindungen wurden durch die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen der 1980er und 1990er Jahren tiefgreifend erschüttert. Die Forschungsarbeit geht auch der Frage nach, wie der Widerstand der Arbeiter:innen, der sich auf lokaler Ebene als Reaktion auf diese industriellen Umstrukturierungsprozesse entwickelt hatte, wiederhergestellt werden kann. Die verschiedenen Arbeiter:innenkämpfe, die diesen historischen Zyklus unterbrochen haben, sind in der Tat in mehr als einer Hinsicht von Bedeutung. Die Herausforderung besteht darin, dem Konflikt eine breitere Plattform zu geben, d. h. dafür zu sorgen, dass er nicht bloß innerhalb der betroffenen Arbeitsplätze thematisiert wird, sondern, dass er auch für die übrige Bevölkerung sichtbar wird. Das würde u. a. beinhalten, dass der Konflikt mehr mediale Präsenz erhält. Dadurch könnte die Arbeiter:innenbewegung nicht nur mit den Arbeitgeber:innen, sondern auch mit dem Staat eine starke Beziehung aufbauen. Darüber hinaus wird auch die politische Kultur der mobilisierten Arbeiter:innen-Communitys und die Meinungsverschiedenheiten, mit denen sie intern konfrontiert werden könnten, untersucht.