Das Westfälische Landesmuseum für Industriekultur bewahrt, erforscht und vermittelt die Kultur des Industriezeitalters in Westfalen-Lippe und im Ruhrgebiet. Es besteht aus 8 ehemaligen Industriestandorten: Zeche Zollern/Dortmund, Zeche Hannover/Bochum, Zeche Nachtigall/Witten, Henrichshütte Hattingen, Schiffshebewerk Henrichenburg, TextilWerk/Bocholt, Ziegelei Lage, Glashütte Gernheim aus den Bereichen Steinkohlebergbau, Eisen- und Stahlindustrie, Textilindustrie, Ziegel- und Glasherstellung sowie Binnenschifffahrt. Die Gründung des Museums im Jahr 1979 fiel mit einem erstarkten Interesse an der Geschichte der Arbeiter:innen, des alltäglichen Lebens und der „Geschichte von unten“ zusammen. Diese neue Geschichtskultur durch die die industrielle Vergangenheit wieder Einzug ins öffentliche Bewusstsein fand, blühte im Ruhrgebiet auf und ebnete den Weg für die Bewahrung des industriekulturellen Erbes durch das Westfälische Landesmuseum für Industriekultur und seinen verschiedenen Standorte. Als erstes Industriemuseum in Deutschland, begann das LWL-Industriemuseum damit, die Geschichte der Arbeiter:innen, ihrer Familien und der Region zu erfassen und in vielfältigen Dauer- und Wechselausstellungen der Öffentlichkeit näher zu bringen. Heute umfasst die Sammlung mehr als 250.000 Objekte, von Dampfschiffen bis hin zu Gegenständen des täglichen Lebens, sowie eine umfangreiche Sammlung von mündlichen Interviews und anderen Audio- und Videoarchivmaterialien. Die zusammengetragenen Geschichten über Industriearbeit, Alltagsleben, Migration und Deindustrialisierung hatten nicht nur einen wichtigen Einfluss auf das Konzept des Museums, sondern bildeten auch eine solide Grundlage für ein Oral-History-Archiv über Arbeit und Leben im Industriezeitalter und darüber hinaus, das heute aus rund 1.600 Interviews besteht und weiter ausgebaut wird. 

Webseite: https://www.lwl-industriemuseum.de/en/


Olaf Schmidt-Rutsch ist leitender Kurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter am LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen. Er studierte Technikgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte über den irischen Ingenieur und Unternehmer William Thomas Mulvany und seinen Einfluss auf das industrielle Ruhrgebiet im 19. Jahrhundert. Seine Veröffentlichungen drehen sich um unterschiedliche Themen, vor allem um Technologietransfer, Bergbau, Stahlindustrie, Binnenschifffahrt und Oral-History. Er hat zudem zahlreiche Ausstellungen kuratiert. Er ist verantwortlich für das Oral-History-Archiv des Museums, Mitherausgeber des Magazins Industriekultur und Mitglied des Beirats der Georg-Agricola-Gesellschaft für Technikgeschichte und Industriekultur.