Thomas Fraser ist ein Student im Aufbaustudium an der Concordia Universität und beschäftigt sich mit der Wohn- und Arbeitspolitik, wie auch mit der Politik des städtischen Raums in Nordamerika des 20. Jahrhunderts. Den Bachelorabschluss hat er in Geschichte und Geographie an der Universität von Toronto im Jahr 2020 gemacht.

Forschungserklärung

Meine Masterarbeit befasst sich mit der Politik des sozialen Wohnungsbaus in nordamerikanischen Städten seit Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts. Ich untersuche die Entwicklung neuer Ideale des „Urbanismus“ als Reaktion auf die großen Infrastrukturprojekte, die die Nachkriegsmoderne kennzeichneten. Zudem untersuche ich die politischen Formationen, die im sozialen Wohnungsbau den Hauptgrund für den „Niedergang“ der Innenstädte sah und deshalb einer Erneuerung derselben forderte. Diejenigen Akteur:innen, die maßgeblich für die Gentrifizierung verantwortlich waren, begründeten ihre Ablehnung gegen die modernistische Planung des Staates damit, dass das private Wohneigentum einer „historischen“ Wohnform gleichkommt, während andere Wohneigentumsformen als „ahistorisch und modern“ bezeichnet wurden. Dadurch machten sie die Intervention des Staates auf dem Wohnungsmarkt – auch wenn sie sehr begrenzt war – zur Ursache für städtische Unruhen und den „Niedergang“ der Städte. In Anlehnung an Henri Lefebvres Theorie der Raumproduktion untersuche ich die Konstruktion einer idealisierten „historischen Landschaft“ durch Gruppen wie Denkmalschützer:innen, Immobilienmakler:innen und Wirtschaftsverbände, die sowohl einzeln als auch gemeinsam daran arbeiteten, das Projekt des staatlich geförderten sozialen Wohnungsbaus zu untergraben. Durch diese Arbeit versuche ich zu zeigen, dass der Abbau des sozialen Wohnungsbaus nicht nur als Teil der allgemeinen neoliberalen Wende hin zu einer wiedererstarkten Markthegemonie in nordamerikanischen Städten, sondern auch als Teil einer lokalen antimodernistischen Mikropolitik verstanden werden sollte, die auf den sozialen Wert von

Wohneigentum und privaten Märkten pocht und diese als Teil der Lösung für die „urbane Krise“ versteht.